Montag, 6. Dezember 2010

15. Spieltag, 2010/2011

In Gladbach gehen nach einer weiteren Heimniederlage langsam aber sicher alle Lichter aus und der VfL wird trotz Punktgewinns in Berlin regelrecht geschlachtet.


Wer 1:0 führt, der stets verliert - selten hatte diese Binsenweisheit so viel Wahres, wie in dieser Saison bei Borussia Mönchengladbach. Gegen Hannover 96 sollte an diesem Spieltag endlich die Serie von acht sieglosen Heimspielen in Folge gebrochen werden, aber stattdessen gab man wieder einmal eine Führung aus der Hand und verlor am Ende verdient. Gladbach begann zwar stark und traf durch Bradley auch folgerichtig zur 1:0 Führung (13.). Doch wie schon so oft in dieser Saison brach die Mannschaft nach diesem Treffer völlig in sich zusammen. Nicht nur die vollkommen überforderte Hintermannschaft, in der vor allem der verletzte Dante schmerzlich vermisst wird, sondern auch der eigentlich starke Sturm, der in dieser Saison schon 25-Mal treffen konnte, standen vollkommen neben sich - und das nicht nur aus sportlicher Sicht. Deutlich wird dies vor allem an einer Szene aus der 43. Minute, in der Bobadilla nach einem Zweikampf mit Pinto den Ball nicht kontrollieren kann und gegen den am Boden liegenden Gegenspieler nachtritt. Nach dem vollkommen zurecht ausgesprochenen Platzverweis gegen ihn, begann Bobadilla den Schiedsrichter zu beleidigen und musste sogar noch von seinen Mitspielern von Schlimmerem abgehalten werden. Auf dem Weg in die Kabine beleidigte er dann auch noch den vierten Offiziellen - vollkommen unverständlich, vor allem nach einer so offensichtlichen Unsportlichkeit von seiner Seite. Die vor diesem Platzverweis sowieso schon relativ unsicher agierende Mannschaft der Borussen fiel nun vollkommen in sich zusammen, konnte sich aber noch mit der Führung im Rücken in die Halbzeitpause retten. Nach Wiederanpfiff kontrollierte Hannover das Spiel über weite Strecken und traf daher auch in der 73. Minute zum längst überfälligen Ausgleich. Der kurz zuvor eingewechselte Mike Hanke, der sich in dieser Spielzeit zu einer echten Alternative im Hannoveraner Sturm entwickelt hat, traf aus kurzer Distanz zum 1:1. Ya Konan machte mit seinem 2:1 in der 75. Spielminute und seinem insgesamt 7. Saisontreffer dann die Misere der Gladbacher perfekt, die in der zweiten Halbzeit kaum noch vorzeigbare Aktionen auf den Platz brachten. Insgesamt ein völlig verdienter Sieg für Hannover, auch wenn dieser stark durch den Platzverweis begünstigt wurde, der den Rheinländern endgültig das Genick brach. Für Gladbach ist nun klar, dass man auf einem Abstiegsplatz überwintern wird und die Luft für Trainer Frontzeck wird trotz Treueschwüren von Seiten des Vorstands immer dünner. 

Der VfL gastierte zum Montagsspiel der 2. Bundesliga in Berlin, genauer in der "Alten Försterei", der Spielstätte des 1.FC Union Berlin. Durch den Patzer des MSV Duisburg, der zu Hause 1:3 gegen FSV Frankfurt verlor, war man in einer durchaus guten Ausgangssituation, da durch einen Sieg der Abstand auf den Relegationsplatz auf 7 Punkte verkürzt werden konnte. Da Union 9 verletzungsbedingt ausfallende Spieler ersetzen musste, und auf Bochumer Seite nur Federico und Freier fehlten, die beide mit einem grippalen Infekt in Bochum geblieben waren, lag ein Punktgewinn hier durchaus im Bereich des Möglichen. Bochum begann das Spiel  dann auch dementsprechend selbstbewusst und beherrschte den Gegner die erste Viertelstunde nach Belieben. Einzig die zwingenden Torchancen blieben aus. In der 18. Minute allerdings lief sich Dabrowski zentral frei und konnte eine passgenaue Flanke von Saglik gegen den viel zu zögerlich herauseilenden Berliner Keeper per Kopf zum 1:0 verwandeln. Bis hierhin hatte der VfL das Spiel gut im Griff und man bekam die leise Hoffnung auf einen entspannten Fußballabend, an dessen Ende ein wichtiger Auswärtssieg stehen würde. Doch wie schon so oft in dieser Saison nahmen die Bochumer nun komplett das Tempo heraus und konnten sich kaum noch Strafraumszenen erspielen, auch wenn dies nicht zu einem  spielerischen Übergewicht der Berliner führte. Kurz nach dem Treffer durch Dabrowski begann nun aber die eigentliche "Schlacht". Eingeläutet wurde sie durch Ede, der schon mit einer gelben Karte vorbelastet war, im Zweikampf gegen Kopplin viel zu spät kam (21.) und hierfür eigentlich gelb-rot hätte sehen müssen. Bis hierhin hatte man nur den Eindruck, dass die Berliner einfach etwas übermotiviert waren, was sich in vielen unnötigen Fouls ausdrückte. Was nun folgte, ließ allerdings den Verdacht auf eine vorsätzliche Körperverletzung aufkommen. Zuerst tritt Younga-Mouhani, die Nummer 8 der "Eisernen", gegen Saglik nach, was vom Schiedsrichter nicht gesehen und daher auch nicht geahndet wurde (43.). Kurz nach der Pause will Concha, der in den letzten Spielen eine sehr gute Entwicklung gezeigt hat und in der Bochumer Viererkette zu einer festen Größe geworden ist, den Ball per Grätsche klären und muss sich in dieser Situation erneut gegen Mouhani durchsetzen (48.). Nachdem der Ball ins Seitenaus gerollt ist, bleiben beide Kontrahenten allerdings am Boden liegen, wobei vor allem Concha wild gestikulierend und mit schmerzverzerrtem Gesicht nach medizinischer Hilfe ruft. Was war passiert? Wie die Wiederholung der Szene zeigt, geht Mouhani in keiner Weise Richtung Ball, sondern zielt mit seiner Sohle nur auf das rechte ausgestreckte Bein des Schweden, das nach diesem üblen Tritt zur Seite wegbricht, wie man hier noch einmal deutlich sehen kann - Diagnose: Schien- und Wadenbeinbruch. Innerhalb von 5 Spielminuten hätte sich Mouhani hier zweimal die rote Karte abholen müssen, bekommt in dieser Situation völlig unverständlich aber sogar noch einen Freistoß zugesprochen. Der Schiedsrichter, der zu Beginn noch relativ hart durchgriff und schon in der ersten Minute eine gelbe Karte zeigte, schien sich von der aggressiven Atmosphäre in der "Alten Försterei" vollkommen einschüchtern zu lassen und überließ die Bochumer einem Gegner, der nun nur noch durch unfaire Mittel in das Spiel zurückzukommen versuchte - was leider auch gelang. In der Folge hatte Berlin einige sehr gute Möglichkeiten, die allerdings allesamt vom heute sehr stabilen Andreas Luthe entschärft werden konnten. In der 54. Minute hätte es eigentlich den nächsten Platzverweis geben müssen, als der schon mit gelb vorbelastete Rauw nach einem Foul von Vogt völlig ausrastet und nur durch seine Mitspieler davon abgehalten werden kann, auf den Bochumer Kapitän und Torschützen Dabrowski loszugehen, der ihn kurz nach dem Foul angeschossen hatte. Auch hier wäre ein Platzverweis nicht nur vertretbar, sondern zwingend erforderlich gewesen - stattdessen wieder nur eine gelbe Karte gegen Dabrowski. Sowohl die Berliner Mannschaft, als auch die Fans auf den Rängen, die den am Boden liegenden Matias Concha sogar noch ausgepfiffen haben, präsentierten sich heute von ihrer hässlichsten Seite. Einzige Ausnahme bildete hierbei Dominik Peitz, der Chong Tese vor einer unberechtigten gelben Karte wegen Handspiels bewahrte, indem er dem Schiedsrichter mitteilte, dass Tese den Ball mit dem Kopf und nicht mit der Hand gespielt hatte. Sportlich gab es nun kaum noch Höhepunkte, Berlin beherrschte das Spielgeschehen und Bochum fand keine Mittel mehr gegen einen sehr offensiv aufspielenden Gegner, der im Abschluss allerdings entweder glücklos blieb, oder in Andreas Luthe seinen Meister fand. Insgesamt ein wichtiger, wenn auch etwas glücklicher Sieg der Bochumer, der allerdings ob der brutalen Spielweise der Berliner teuer erkauft werden musste. Wenn man nächste Woche zu Hause gegen Osnabrück den positiven Trend der letzten Wochen bestätigt, verspricht es am letzten Spieltag der Hinrunde ein spannendes Spiel gegen den MSV Duisburg zu werden - und mit einer Siegesserie bis zur Winterpause wären auch die Aufstiegsränge wieder in Sichtweite. Fest steht allerdings auch, dass man mit einer Leistung wie heute (vor allem in der zweiten Halbzeit) den direkten Wiederaufstieg nicht schaffen wird. Außerdem wird deutlich, dass der DFB endlich über eine Professionalisierung des Schiesrichterwesens nachdenken muss - die Amateure, die heute auf dem Platz stehen und die Verantwortung haben, gefährden nicht nur die Gesundheit der Spieler, sondern ermuntern einige übereifrige Mannschaften durch ihre groben Fehler sogar noch zum brutalen Einsteigen.

Der 15. Spieltag im Überblick:

Nürnberg - Dortmund 0:2
Leverkusen - Köln 3:2
Schalke - Bayern 2:0
Frankfurt - Mainz 2:1
Gladbach - Hannover 1:2
Stuttgart - Hoffenheim 1:1
Freiburg - Hamburg 1:0
Wolfsburg - Bremen 0:0
St. Pauli - Kaiserslautern 1:0

Union Berlin - VfL Bochum 0:1

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen