Sonntag, 28. November 2010

Geocaching - ein Erklärungsversuch

Vor einigen Jahren rückten in Herne Horsthausen Polizei, Feuerwehr und Sprengstoffexperten aus, um eine Bombe zu entschärfen, die an einer Schleuse am Rhein-Herne-Kanal gelegt worden war. Das Gebiet wurde für mehrere Stunden weiträumig gesperrt und der Wasserverkehr kam zum totalen Erliegen. Al-Quaida im Ruhrgebiet? Mitnichten...


Nach einigen Stunden wurde die Sperrung von der Polizei wieder aufgehoben und es wurde verkündet, dass man soeben einen Geocache gefunden hätte. Besagter Geocache bestand aus einem mit Panzertape umwickelten Rohrstück, welches an beiden Enden gut abgedichtet war und aus dem diverse Drähte und Kabel ragten, die die Beamten der Wasserschutzpolizei auf eine Zündvorrichtung schließen ließen. Doch was ist das eigentlich, Geocachen?

Global Positioning System (GPS) ist des Rätsels Lösung. GPS bezeichnet ein globales Netz von Navigationssatelliten, die unseren Planeten umkreisen, und, wenn man mit dem nötigen Empfänger ausgestattet ist, eine relativ exakte Positionsbestimmung ermgölichen. Seit Mitte der 1990er Jahre in Betrieb, ist es seit dem 2.5.2000 auch für zivile Zwecke nutzbar - zuvor wurde das Signal durch die US-Regierung künstlich auf eine Genauigkeit von ca. 100 Metern reduziert und war nur für das US-amerikanische Militär verwertbar, da dieses natürlich von der Verschlechterung des Signals ausgenommen war. Heutzutage kann man bei der Positionsbestimmung mit einer Genauigkeit von schlechtestens +/- 10 Meter rechnen. Mit der Aufhebung der künstlichen Verschlechterung setzte die US-Regierung allerdings einen Trend in Bewegung, mit dem sie vorher nicht hatte rechnen können. Schon einen Tag nach der Aufhebung der Manipulation des Signals machte sich ein gewisser Dave Ulmer in der Nähe von Portland/Oregon auf den Weg, diese von dem Rest der Welt nicht wirklich wahrgenommene Änderung zu feiern. Er vergrub einen schwarzen Plastikeimer und füllte diesen neben einigen Kleinigkeiten wie CDs auch mit einem "Logbuch", in dem sich potenzielle Finder eintragen konnten, um ihren Fund zu dokumentieren. Die Koordinaten des Verstecks veröffentlichte er später im Internet und forderte andere User des Forums auf, sich zu diesen Koordinaten zu begeben und zu suchen. Der erste Geocache der Welt war geboren, denn tatsächlich wurde der Plastikeimer schon 3 Tage später zum ersten Mal gefunden und "geloggt". Am 2.9.2000 schließlich ging die Seite online, die heute das Maß aller Dinge für die meisten Geocacher ist. Hier kann man sich nicht nur kostenlos ein Profil anlegen, mit dem man die Möglichkeit hat, auf Koordinaten von bereits gelegten Geocaches zuzugreifen, sondern hier kann man auch neue, selbst gelegte Geocaches samt Koordinaten eintragen und von anderen Cachern finden lassen. Alles was man zum Geocachen braucht ist ein Profil auf besagter Seite und ein GPS-Gerät, welches man ab 90 Euro (Neupreis) entweder im Outdoor-Laden um die Ecke, oder im Internet erstehen kann. Allerdings werden heute in der Regel keine Eimer mehr im Boden vergraben, sondern es werden kleine Plastikbehälter oder Filmdosen zum Legen der Caches benutzt. Legt man selbst einen Cache, so muss man neben den Koordinaten auch Größe und Schwierigkeit des Caches angeben, um das Finden ein wenig zu erleichtern. Hierzu wird eine Skala von 1-5 verwendet, wobei die 5 die höchstmögliche Schwierigkeit, bzw. Größe, darstellt. Neben dieser Einordnung besteht noch ein Unterschied zwischen sogenannten Traditionals und Multi-Caches. Bei einem Traditional findet man an den im Internet angegebenen Koordinaten einen Behälter, während die Koordinaten bei einem Multi-Cache nur den Anfangspunkt einer Strecke mit mehreren Stationen markieren. Am Ende einer solchen Strecke befindet sich dann das Final, welches wiederum ein einfaches Behältnis ist. Die Behältnisse am Ende eines Multi-Caches sind aufgrund des größeren Aufwands beim Legen des Caches allerdings häufig liebevoller gestaltet, als es bei einem einfachen Traditional der Fall ist.
Warum manche Menschen Geocacher sind, lässt sich wohl nie ganz beantworten. Der eine ist passionierter Bergsteiger oder Wanderer und sieht im Geocachen einen netten Zeitvertreib auf einem langen Wander- oder Kletterausflug, während für andere der Reiz darin besteht, neue Gegenden zu erkunden oder auf dem Weg zur Arbeit noch einmal kurz abschalten zu können. So oder so - Geocachen lohnt sich und ist ein äußerst abwechslungsreicher Zeitvertreib, der noch dazu finanziell durchaus erschwinglich ist und daher unbedingt ausprobiert werden sollte.

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